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Muldenstein

Von allen Objekten auf dieser Website widerstand dieses am besten allen Versuchen es zu bestimmen oder zu datieren. Es wurde vor vielen Jahren von einem Sucher visuell auf der Erdoberfläche liegend gefunden. Aus meiner Sicht ist es eines der mysteriösesten und damit interessantesten Objekte auf dieser Website. Es ist ein Stein, etwa 50 Kg schwer, 38 cm Durchmesser, und wahrscheinlich aus Granit.


Fundzustand

Muldenstein Fundzustand

Skizze

Muldenstein Skizze.

Der Stein weist drei Mulden mit Durchmessern von 10-12 cm auf. Zwei Mulden, auf der Skizze mit M1 und M2 bezeichnet, sind 2-2.5 cm tief und liegen in einander gegenüberliegenden Flächen. Eine dritte Mulde M3 ist nur etwa 6 mm tief und liegt in einer Fläche, die senkrecht auf denen von M1 und M2 liegt.

Die gestrichelte Linie zeigt eine verdeckte Körperkante an, wie in technischen Zeichnungen üblich. In der Archäologie arbeitet man lieber mit Schnittzeichnungen.

Detail 1

Muldenstein Detail 1

Detail 2

Muldenstein Detail 2

Detail 3

Muldenstein Detail 3

Detail 3 zeigt die Struktur des Steines.


Theorien zur Identifizierung

In zahlreichen Bücher habe ich nach Hinweisen gesucht, warum jemand die Mühe auf sich nehmen sollte, mehrere Mulden in einen so harten Stein zu arbeiten. Bislang gibt es noch keine definitive Antwort. In der Literatur werden Hunderte von Pfeilspitzen und Faustkeilen gezeigt, aber nur sehr wenige Muldensteine. Ebenso werden in den Museen tausende von zumeist kleinen Steinartefakten ausgestellt, aber kein solcher Stein. Daher können hier nur Theorien vorgestellt werden.

Neolithische Mode

Im Neolithikum, das etwa um 2000 v.Chr. endete, war es anscheinend chic Mulden in Steine hineinzuarbeiten. Diese Mulden dienten keinem bekannten Zweck. In der Literatur findet sich ein Bild einer zerbrochenen Steinaxt, die so eine Mulde aufweist.
Ähnliche Mulden weisen die sogenannten Bullaunsteine aus Irland auf. Allerdings sind die von zylindrischer und nicht von kugelförmiger Gestalt.

Türangelstein

Türangelstein. Prinzip.

Aus bronzezeitlichen und eisenzeitlichen Siedlungen des Nahen Ostens sind Mulden als Lager für Türangeln bekannt. Die Skizze zeigt die prinzipielle Form.

Solche Türangelsteine werden in der Literatur beschrieben, z.B. “Excavations in Tepe Guran in Luristan – the bronze age and iron age periods” von Henrik Thrane, Plate 25 und 34.

Da Türangelsteine nur eine Mulde haben, halte ich diese Deutungstheorie für nicht sehr vielversprechend.

Lager für eine Töpferscheibe

Lagerstein für Töpferscheibe. Prinzip.

Solche Lagersteine aus Granit wurden in eisenzeitlichen (800 v.Chr. bis 0) Siedlungen in Norddeutschland gefunden. Beschrieben in: Archäologie in Deutschland, 2/90, Seite 32.

Auch diese Theorie erklärt nicht, warum der Stein drei Mulden hat, von denen keine besonders abgenutzt wirkt. Vielleicht wurde der Stein gedreht, wenn die Mulde zu tief wurde.

Mahlstein

Mahlstein – ein üblicher Deutungsvorschlag - erscheint unwahrscheinlich, da Mahlsteine ebene Arbeitsflächen haben. Das gilt sowohl für die runden Mühlsteine, als auch für die Handmühlen mit ihren rechteckigen Arbeitsflächen.



Mörser

Mörserstein. Prinzip.

Vor einige Jahren schlug der führende Steinzeitexperte Khamsin des damals führenden deutschen Sondengängerforums Heimdall (inzwischen geschlossen) eine Deutung als Mörser vor. Das scheint bis heute die beste Theorie zu sein. Die Skizze zeigt einen Schnitt durch einen beidseitigen Mörserstein. Die Schraffierung der Schnittfläche muss man sich allerdings dazudenken.

Mörsersteine, auch beidseitige, wurden vom Neolithikum bis in das Mittelalter benutzt, was zu einem großen Zeitfenster von 4000 v.Chr. nach 1500 n.Chr. führt. Wenn eine Mulde zu tief wurde, wurde der Stein gedreht. Mit der Zeit entstand so eine neue Mulde. Die Mulden waren also teilweise erwünscht, teilweise ein Nebeneffekt.

In “The early history of metallurgy in Europe”, Seite 58, erwähnt Autor Tylecote den Spezialfall von Mörsersteinen, die verwendet wurden, um Eisenerz zu zerstoßen. Er schreibt "Die Mörsersteine wurden noch im Mittelalter verwendet. Das geschah mit hölzernen Stangen, an deren Ende Steine oder Metallbeschläge waren und die von Wasserrädern angetrieben wurden.".

Man kann das auf den Bildern nicht erkennen, aber alle Mulden zeigen ein leichte rotbraune Färbung. Das deutet auf Eisenoxyde hin. Dies wiederum lässt vermuten, dass entweder eiserne Hämmer oder Pistille benutzt wurden oder Eisenerz zerstoßen wurde. In beiden Fällen verringert sich das Zeitfenster auf 800 v.Chr. bis 1500 n.Chr..

In eine ähnliche Richtung geht eine von einem Leser vorgeschlagene Deutung als sogenannter Scheidestein. Darunter versteht man im Bergbau eine steinerne Unterlage, auf der Gestein zertrümmert wird, um das Erz von taubem Gestein zu trennen.

Copyright (C): Thorsten Straub, www.sondengaenger.eu



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